Bozen

Andreas Hofer Feier in Bozen 2025

BOZEN – Die Schützenkompanie Bozen stellte sich beim Peter Mayr Denkmal auf und marschierte anschließend zum Dom zur heiligen Messe, die wie immer vom Domdekan Bernhard Holzer gehalten wurde.

Lesung und Fürbitten hielt, wie in den Vorjahren, unser Kamerad Fritz Prosser. Nach der Messe wurde die Gedenkfeier am Pfarrplatz beim Peter Mayr Denkmal abgehalten. Gedenkredner war heuer der Generalsekretär der Europaregion Tirol Christoph von Ach. Als Gäste der Politik waren heuer der Vizebürgermeister Stephan Konder, die Stadträtin Johanna Ramoser und der Gemeinderat Andreas Berger anwesend. Nach der Ehrensalve der Schützen folgte zu den Klängen des guten Kameraden durch die Bläsergruppe der Stadtkapelle Bozen die Kranzniederlegung. Die Landeshymne beendete die Feier. Durch die Gedenkfeier führte wie immer in gekonnter Weise Hans Duffek.

Andreas Hofer Feier Bozen 2025

Gedenkrede von Christoph von Ach

Hochwürdigster Herr Dekan Holzer,
geschätzter Vizebürgermeister Stephan Konder,
geschätzte Stadträtin Johanna Ramoser,
lieber Hauptmann Roland Spitaler,
liebe Schützen und Marketenderinnen,
liebe Bozner Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Es ist mir eine Ehre, heute die Gedenkrede zu Ehren unseres Tiroler Volkshelden Andreas Hofer zu halten und es freut mich, dass die Schützenkompanie Bozen alljährlich diesen wichtigen Gedenktag in feierlicher Form begeht.

Denn es zeugt davon, dass wir unsere Geschichte und Tradition hoch zu halten wissen – in der heutigen Zeit ein unverzichtbares Element um die eigene Identität zu leben und für die Zukunft zu bewahren.

Es ehrt vor allem die Schützen, die zu Recht als das politische Gewissen unserer Heimat gelten, dass sie die Erinnerung an jene Männer und Frauen wach halten, ohne die unsere Heimat heute nicht jene wäre, die wir kennen und lieben.

Der angesehene Gastwirt und Händler Andreas Hofer war einer jener Tiroler, die in schwerer Zeit eine gesicherte Existenz aufgaben und sich einem übermächtigen Besatzer entgegenstellten, der die Traditionen, die gewachsene Kultur, kurz die Identität ihrer Heimat zu vernichten drohte.

Es war eine Entscheidung, die er mit dem höchsten Opfer, seinem Leben, bezahlte – was mag seine Triebfeder gewesen sein?

Ich glaube, es waren jene Eigenschaften, die heute ideologisch sehr einseitig ausgelegt werden: Idealismus und Zivilcourage.

Mit diesem Idealismus hat Andreas Hofer die Freiheitsliebe seiner Landsleute entfacht, mit seiner Zivilcourage das beinahe unmögliche geschafft und den französischen Invasoren und ihren Verbündeten drei verheerende Niederlagen bereitet – und unterlag schließlich der erdrückenden Übermacht, die grausame Rache übte, nicht zuletzt auch an seinen Mitstreitern wie Peter Mayr, dem Wirt an der Mahr, vor dessen Denkmal wir hier stehen. Auch dieser ein Beispiel für Zivilcourage und Idealismus, er wollte sein Leben nicht durch eine Lüge erkaufen, wie er meinte – und ist darin durchaus ähnlich einem späteren Märtyrer unserer Heimatstadt, Josef Mayr Nusser, der sich ebenso weigerte, einem von ihm als verbrecherisch erkannten Regime zu dienen.

Es sind diese Beispiele an Zivilcourage und Idealsmus, die den Männern und Frauen in den 1960er Jahren den Mut gaben, gegen Unrecht und Willkür aufzustehen und sich für eine gerechte politische Lösung für unsere Heimat einzusetzen, selbst unter größter Gefahr für ihr Leben und ihre Existenz.

Die Freiheitskämpfer und Freiheitskämpferinnen des Befreiungsausschuss Südtirol sind legitime Nachfahren Andreas Hofers und haben wie er Idealismus und Zivilcourage gezeigt, als es darum ging, selbst mit extremen Mitteln gegen eine schleichende Zerstörung unserer Heimat anzukämpfen.

Und heute – was bedeutet heute Idealismus und Zivilcourage? Braucht es das überhaupt noch?

Ich glaube ja.

Jede Epoche hat ihre Herausforderungen und wir leben heute in der glücklichen Lage, dass die Mittel, die unsere Vorfahren sich noch gezwungen sahen, einzusetzen, nicht mehr notwendig sind.

Auch dank ihrem Einsatz leben wir in Wohlstand und Freiheit, wir können unsere Überzeugungen leben und unsere Meinung äußern – auch wenn es tatsächlich auch heute ein nicht geringes Maß an Zivilcourage braucht, Mißstände aufzuzeigen und eine gerechte politische Lösung dafür einzufordern.

Das sehen wir hier in Bozen nicht zuletzt an der Situation der deutschen Schule, die zu Recht als unverzichtbare Grundlage für das Überleben unserer deutschen Volksgruppe gilt.

Es kann den politischen Vertreterinnen der Stadt Bozen nicht hoch genug angerechnet werden, wenn sie sich für den Erhalt der deutschen Schule einsetzen – das, liebe Tiroler Landsleute, ist jener Idealismus und jene Zivilcourage, die auch einen Andreas Hofer stolz gemacht hätten und die wir alle unterstützen sollten.

Denn dieses Engagement ist ebenso Ausdruck einer europäischen Gesinnung, die unsere Heimat als einen wichtigen Bestandteil in einem immer stärker vernetzten Europa sieht, aber eben nicht das Aufgehen in einem gesichtslosen Einheitsbrei damit verbindet.

In der Tat wäre das die Negation dessen, was die Väter der europäischen Einigung vor Augen hatten, die einem Europa der Vielfalt und Völker den Weg ebneten und als dessen Ausdruck im Kleinen die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino gelten kann.

Als Vertreter dieser Europaregion ist es mir jedes Jahr vergönnt, an den Gedenkfeiern für Andreas Hofer in Mantua teilnehmen zu dürfen und ich kann Euch sagen: in der Fremde, an jenem Ort, an dem unser Tiroler Landsmann Andreas Hofer den Tod fand, wird die Erinnerung an ihn nicht nur als einen großen Tiroler, sondern auch als einen großen Europäer gepflegt. Der Mantuaner Historiker Rodolfo Signorini brachte es in einem vielbeachteten Essay zur Gedenkkultur an Andreas Hofer in Mantua auf den Punkt, als er meinte – ich zitiere:

Europa bedarf keiner Kinder, die alle gleich sind, sondern liebt sie alle gerade wegen ihrer Verschiedenheit. Jede einzelne Identität trägt dazu bei, diesem Europa eine Seele zu geben.“

Zitat Ende.

Was in Mantua eine Selbstverständlichkeit ist – die Achtung der Identität des jeweils anderen, wodurch eine europäische Verbundenheit erst ermöglicht wird – beweist, dass die Aufrichtigkeit und Überzeugung unserer Vorfahren auch außerhalb unserer Heimat anerkannt und geschätzt wird.

Andreas Hofer und seine Mitstreiter stehen mit ihrem Idealismus und ihrer Zivilcourage in einer Traditionslinie, die bis heute als vorbildhaft gelten kann. Gestern wurde hier in Bozen der Widerstandsgruppe Weiße Rose gedacht. Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell und Kurt Huber waren Idealisten, ihre Taten gelten als Beispiel für Zivilcourage – und ich glaube, es ist nicht vermessen, wenn wir unseren Tiroler Helden, die aus den selben Beweggründen gehandelt haben, heute gedenken.

Sie sollen uns ein Vorbild sein und uns daran erinnern, dass Idealismus und Zivilcourage auch heute unverzichtbar sind.

Schützen Heil!

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